Souvenirs – heute noch, wie bitte? Von wegen: Mitbringsel gehören dazu, zum Reisen. Denken wir nur an die Unmengen von Magneten für den Kühlschrank, die da schon um den Globus geflogen sind. Oder die omnipräsenten Schneekugeln – zum Beispiel mit dem Eiffelturm beim Sturm im Wasserglas. Oder wie ist es mit dem gefühlt hundertsten Kräutersalz aus der Provence, das man irgendwo in seinem Chuchichäschtli verstaut und Jahre später immer noch nicht weiss, was man damit kochen soll? Club Med hat eine Hitliste der beliebtesten Souvenirs aus allen Kontinenten erstellt. Und da gerät noch manch einer ins Staunen.
Endstation Brockenhaus?
Mit den Souvenirs ist es so eine Sache. Erstens sind sie eine durch und durch persönliche Angelegenheit. Für jenen, der eine Reise tat, haben sie eine enorme Sinnhaftigkeit. Für jene, die damit beschenkt werden, sind sie meist bedeutungslos, weil einem schlichtweg der Zusammenhang fehlt. Denn Souvenirs sind meist an eigene Erinnerungen und Geschichten geknüpft. Zweitens sind Souvenirs meistens klischiert – oder platt gesagt: meistens einfach nur Kitsch und kaum Kunst. Nichtsdestotrotz werden sie in Massen gekauft – und in gleichem Masse auch weiterverschenkt. Honni soit qui mal y pense … Aber es ist durchaus gang und gäbe, dass unwillkommene Dinge einfach weitergereicht werden, sozusagen also eine zweite Reise durch diverse Wohnzimmer antreten. Das ist zwar nicht sehr respektvoll, aber immerhin nachhaltiger, als sie diskret zu entsorgen.
Origami-Papier aus Nippon
Club Med hat untersucht, welche Souvenirs aus welchen Kontinenten besonders oft mit nach Hause gebracht werden. Und da hat’s sowohl Klassiker als auch einige satte Überraschungen drunter. So erstaunt es nicht, dass man aus den UK primär einen Regenschirm heimbringt, weil es auf der Insel immer wieder «soft days» gibt. Aus Spanien sind die Espadrilles, die zur Grundausrüstung am Strand gehören, im Gepäck. Aus Japan ist das Origami-Papier besonders beliebt als Mitbringsel, aus Ägypten fliegt an erster Stelle das Papyrus-Imitat mit Hieroglyphen mit nach Hause, und aus Thailand ist es die Pluderhose im Elefanten-Batik-Haremstyle. Aus Österreich sind es die Mozartkugeln und aus Holland die Cloggs, die verschenkt werden. In Australien muss es der obligate Bumerang sein. Das leuchtet alles ein.
Schoggi aus Kasachstan?
Aber weshalb man aus Estland Wacholderbeeren oder aus Kasachstan Schoggi heimbringt, mutet schon weniger logisch an. Auch das Zinnset aus Malaysia liegt nicht sofort auf der Hand. Und was bringen Reisende aus Singapur nach Hause? Keine Shoppingtrophäen von der Orchard Road, auch nicht ein fertig gebrauter Singapore Sling-Mix, schon gar nicht Orchideen, noch weniger Durian (was ja eh verboten wäre), sondern: den Merlion. Das Wahrzeichen am Boat Quay, das Fabelwesen aus Löwe und Meerjungfrau. Und dass es aus Antigua und Barbuda in der Karibik Lavendel sein soll, das hat mich ehrlich gesagt auch gewundert. Ich hätte auf Rum getippt … Aber eben: Die Logik der Souvenirjäger*innen ist bisweilen undurchschaubar.
Glücksbringer – immer dabei
Persönlich kaufte ich auf meinen Reisen – und die führten mich unterdessen in über 110 und mehr Länder dieser Welt – nur sehr selten Souvenirs für andere. Nicht aus Geiz, sondern aus oben genannten Gründen. Für mich hingegen haben es durchaus ein paar Mitbringsel in sich. Diese Dinge begleiten mich zeitlebens und wecken Sehnsucht, Erinnerungen an Dies und Das. So auch der scheinbar wertlose Skarabäus, vermutlich aus Gips und im Lapislazuli-Blau bemalt, der mir mein erster Taxichauffeur namens Mr Gamal geschenkt hatte. 37 Jahre ist es her, als wir uns in Luxor trafen und er mich hernach bei mehreren Visiten in Oberägypten zu den schönsten Sehenswürdigkeiten fuhr. Der Käfer ist seither immer auf Mann: in meinem Portemonnaie. Und er soll Glück bringen, was ich nur bestätigen kann – natürlich ohne eine Spur Aberglauben …
Weiterstaunen – die globale Infografik der beliebtesten Souvenirs (von Club Med)