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Das Dorfgespräch – die Stärke lokaler Medien

von Werner Kälin

Wasser abgestellt mitten im Sommer, Altpapier nicht eingesammelt, neue Gebühren eingeführt, Strasse gesperrt oder einen Baum gefällt. Solche Themen werden gern zum Dorfgespräch und können Shitstorms auslösen. Lokale Medien – von der Zeitung, zum Fernsehen oder Radio bis zum Social-Media-Kanal – prägen das Gespräch wesentlich, lösen die Debatte oft aus, geben der Bevölkerung in Umfragen, Leserbriefen oder in Kommentarspalten eine Stimme und vermitteln – oder beeinflussen – damit das Stimmungsbild. Das wissen auch besorgte Bürgerinnen oder verärgerte Kunden und melden ihre Beobachtungen auch mal bei den Redaktionen.

Spannungsfeld Aufmerksamkeit

Was Behörden oder Organisationen oft lästig vorkommt, ist bloss der Auftrag lokaler Medien. Sie beobachten die Sorgen ihrer Leserinnen, Hörer oder Zuschauerinnen und Follower genau und nehmen sie als Quelle ernst. Sie machen das oft konsequenter als Behörden mit Bürgern oder Organisationen mit Kunden. Und noch öfter machen sie es schneller – viel schneller. Lokale Medien sind fit darin, politische und gesellschaftliche Entwicklungen zu erfassen und hinterfragen. Ihr Ziel ist hohe Aufmerksamkeit auf kleinem Raum. Ohne ausreichende Reichweite würden sie ihre Berechtigung verlieren. In diesem Spannungsfeld kann auch mal die Kontroverse etwas leiden: Denn der wirtschaftliche ist auch ein zeitlicher Druck.

Was bedeutet das für Behörden oder Organisationen, die von einer unerwarteten Rechercheanfrage oder einem kritischen Bericht schon mal überrumpelt werden? Ja, Arbeit. Im schlechtesten Fall lassen sich Organisationen lahmlegen. Dabei gibt das mediale Dorfgespräch viel Gutes her: Der Puls der Strasse wird spürbar und es ergeben sich vielleicht noch nie gestellte Fragen. Wurde falsch kommuniziert? Wurde nicht involviert? Wurde am Bürger oder am Kunden vorbeigeplant?

Klären auf eigenen Kanälen

Selbstbewusste und gut vorbereitete Organisationen brauchen sich vor kritischen Fragen und Berichten nicht fürchten. Sie haben die Chance, ihren Teil der Klärung beizutragen. Wenn nicht im Medium direkt, dann auf eigenen Kanälen – online oder in der direkten Begegnung und am besten vor dem Gau. Dadurch werden ein vermeintlicher Skandal relativiert, der Geschichte der Sensationscharakter genommen und das Aufmerksamkeitspotenzial gesenkt. Aber: Bei echten Skandalen funktioniert das nicht.

Was es im Umgang mit dem medialen Dorfgespräch braucht, ist ein Verständnis dafür, wie lokale Medien funktionieren. Und es braucht das Bewusstsein, dass Redaktionen – zum Glück – unabhängig sind. Der Respekt vor kritischen Lokalmedien lohnt sich. Denn sie haben eine weitere Stärke: Spannend aufgedeckt und zeitgemäss publiziert, können sie das Dorfgespräch auch auf die nationale oder internationale Ebene übertragen.

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