Auch ich war dieses Jahr in den Ferien. Geträumt hatten wir von Kanada, geplant waren die schottischen Highlands, das Unterengadin ist es geworden. Nach Monaten der (Selbst-) Isolierung fühlte sich bereits die Fahrt nach Graubünden wie ein Roadtrip von Kerouac an. Regionalität ist «en vogue», mit dem Klimawandel auf den Fersen hege ich die Hoffnung, dass das so bleibt. Und frage mich: Ist dieser Trend spürbar? Wer entdeckt mit mir das Engadin?
Neben den vielen Schweizer Familien, die wie überall auf der Welt ihre Sommerferientage harmoniesuchend zwischen Schlafbedarf von Teenagern, am Pool aufgeschlagener Knie und mehr oder weniger höflich vorgetragener «Glacé» Bestellungen verbringen, mache ich auch eine neue Arbeitsspezies der Corona-Realität aus: Den Wildwasserkanuten, die Mountainbikefahrerin, das Trailrunner-Paar, die gleitschirmfliegenden Freunde: Im Schosse einer asketischen, aber funktionellen Outdoor-Behausung, Highspeed-verkabelt mit dem Rest der Homeoffice-arbeitenden Welt, Bergblick und Sauna am wilden Fluss inklusive. Kanada beginnt an der nächsten Wegbiegung.
Homeoffice als Katalysator für gesellschaftlichen Wandel
Wie schnell sich das neue Arbeitsmodell Homeoffice durchgesetzt hat, wie sehr es gar Potential hat, soziologische Veränderungen in Gang zu setzen! Paul Schneeberger beschwört in DIE ZEIT vom 23.7.20 in seinem Artikel «Heimarbeiter in den Alpen» eine neue Geschäftsopportunität für die Schweizer Bergregionen: Warum in Zeiten immer heisser werdender Sommer nicht das Homeoffice in die Bergregionen verlegen? Kühler, stiller, weniger hektisch, samt ausreichender Infrastruktur. Für viele Destinationen wäre dies sicherlich eine Betrachtung wert, denn das Kundensegment ist heterogen und gross. Allein das Potenzial bislang ungenutzter Zweitwohnungen in den Alpenregionen, so Schneeberger, sei immens und ermögliche neue Modelle des Miteinanders für Alpenregion und Mittelland.
Der Mensch, das soziale Wesen
Ich reflektierte darüber, ob ich das für mich selbst würde wollen, immer ab vom Schuss, im Homeoffice. Studien zeigen, dass soziale Nähe und Berührung stressbedingte Symptome, die zum Beispiel durch hohen Arbeitsdruck entstehen können, deutlich vermindern (DIE ZEIT, Nr. 30, 16. Juli 2020, Rubrik Wissen, «Rühr mich an!» v. Elisabeth von Thadden). Was, wenn wir auf dauerhafte soziale Distanz zurückgeworfen sind? Erzwungen ist sie anstrengend für das soziale Wesen Mensch. Der gemeinsame Lunch mit Kollegen tut gut.
Freundlichkeit hoch – Stresslevel tief
Morgens in Scuol stehe ich wieder in Corona-Distanz vor der netten Barista, deren räteromanischer Akzent so stark ist, dass ich zunächst denke, sie spreche mich auf Italienisch an. Die Art, wie sie sich Zeit nimmt, die Milch extra dick zu schäumen und viel Kakao oben drauf zu streuen (weil sie sich das vom Vortag gemerkt hat) und sich dann mit halber Verbeugung höflich zu bedanken, erinnern mich daran, wie sehr es bei Entspannung und niedrigem Stresslevel darauf ankommt, wie freundlich man sich angenommen fühlt. Und dass das auch mit Abstand funktioniert. Also vielleicht ist das mit dem Homeoffice in den Bergen doch eine gute Idee? Auf jeden Fall im Engadin!
My preferred third place: das “Paradies” im Engadin
A propos Homeoffice im Engadin: Einer unserer Kunden, der Club Privé «Il Paradis» in Ftan– hat die Chance des «Distance Working» schon früh erkannt. Als Member-Club setzt das Hideaway seit längerem auf diesen Trend und investiert als Gründungsmitglied des Projekts «miaEngiadina» in das Konzept von Arbeiten in logischen Klausuren, fernab von Bürohektik und Sitzungsstress. «miaEngiadina» will das Engadin zum bevorzugten Rückzugs-, Inspirations- und Vernetzungsort in der Deutschschweiz machen, wo sich Arbeit und Erholung kombinieren lassen. Dazu gehört unter anderem auch eine High-Tech-Infrastruktur mit einem entsprechenden Glasfasernetz, das nun geschaffen wurde.
Mehr zu Mia Engiadina: www.miaengiadina.ch/
Mehr zum Club Privé «Il Paradis», Ftan: www.paradieshotel.ch